Ida Zschach

Ida Zschach wurde am 17. Januar 1888 in Möschlitz geboren. Ihre Mutter arbeitete als Magd bei einem Bauern, ihr Vater war Hilfsarbeiter in einer Holzfabrik. Die Familie gehörte damit zu den „klenn Leit“ (den kleinen Leuten, Anm. d. Red.) und so wuchs Ida mit ihrem zehn Jahre älteren Bruder und der ein Jahr jüngeren Schwester in bescheidenen Verhältnissen auf.

Magd und Hebamme

Nach der Schulzeit diente sie vier Jahre lang bei einem Bauern in Möschlitz als Magd, danach weitere zwei im circa fünf Kilometer entfernten Görkwitz. Sie heiratete Richard Zschach (1884–1961), der Maurer gelernt hatte und als Straßenwärter arbeitete. Im Jahre 1913 wurde ihre Tochter Hildegard geboren.

Als für einen Lehrgang zur Ausbildung von Hebammen junge Frauen gesucht wurden, meldete sich Ida Zschach. 1923 schloss sise diese Ausbildung in Jena ab und arbeitete bis zu ihrem 72. Lebensjahr in diesem Beruf. Sie starb am 6. April 1969 in Möschlitz.

Volkslieder als Leidenschaft

Von Ida Zschach sind 245 Volkslieder überliefert. Diese bilden die zahlenmäßig größte Sammlung derartiger Lieder, die als Aufzeichnung von einer Person aus Thüringen vorliegen. Ida Zschach sammelte besonders in ihrer Jugend bzw. als junge Frau Lieder, deren Texte sie aufschrieb. Sie war bestrebt, diese Lieder der Nachwelt mit Noten zu erhalten und suchte deshalb nach Wegen, sie öffentlich zu machen.

Mit diesem Anliegen wandte sie sich beispielsweise an den Reichssender Leipzig. Der Stadtarchivar von Schleiz, Herr Hänsel, dem sie ihre Textaufzeichnungen zeigte, reichte diese an den ihm bekannten, aus Schleiz gebürtigen Thüringer Volksliedsammler und Lehrer Carl Hartenstein (1863–1943) aus Gera weiter.

Dieser war begeistert von dem Material und kam in den Jahren 1938 und 1939 viele Male nach Möschlitz, wo er sich die Lieder von Ida Zschach vorsingen ließ und die Melodien mit dem Text der ersten Strophe notierte. Ida Zschach ergänzte dann die übrigen Strophen.

Die Musik überdauerte

Carl Hartenstein sandte eine Abschrift der Lieder an das Deutsche Volksliederarchiv (DVA) nach Freiburg im Breisgau, die zentrale Sammelstelle für Liedüberlieferung im deutschsprachigen Raum. Dort wurden die Lieder mit Nummern versehen und archiviert.

Eine Kopie dieser genormten Liedblätter erhielt Carl Hartenstein. Diese gelangte nach dem Zweiten Weltkrieg in das 1951 gegründete und 1994 geschlossene Institut für Volksmusikforschung der Musikhochschule Weimar. So sind die Lieder mit Text und Melodie bis heute erhalten geblieben.

Von Liebe und Abschied, Gesellen und Soldaten

Die Liedersammlung enthält viele — zum Teil recht sentimentale oder schwermütige – Liebes- und Abschiedslieder, die dem Zeitgeschmack und Lebensgefühl der Jugend nach 1900 entsprachen, im ganzen deutschsprachigen Raum gesungen wurden und nachweisbar sind.

Daneben finden sich aber auch deftige Liebeslieder mit erotischen Anspielungen, Gesellen- und Handwerkslieder, Soldatenlieder, Tanzlieder, sogenannte Schlumperlieder (d. h. schnaderhüpfelartige Vierzeiler, die zum Beispiel beim Tanz gesunden und oft im Text der jeweiligen Situation angepasst worden sind) und manch andere.

Dem Brauchtum verbunden

Die meisten dieser Volkslieder sind aufgrund des sich verändernden Geschmacks und der sich gewandelten musikalischen Gewohnheiten weitestgehend vergessen. Einige von ihnen aber wurden und werden noch heute gesungen oder wieder aufgegriffen. Darüber hinaus steht die Sammlung der volkskundlich-wissenschaftlichen Auswertung zur Verfügung.

Von Ida Zschach gibt es neben der von ihr für die Nachwelt bewahrten Volkslieder auch umfangreiche handschriftliche Aufzeichnungen zum Brauchtum in Möschlitz in der Zeit um 1920. In der Niederschrift „Von Ostermädchen und anderem Gesinde“ (die Rede ist von Konfirmandinnen, Knechten und Mägden) werden der arbeitsreiche Alltag und die festen Rituale der damaligen Knechte und Mägde und ihr Zusammenleben mit der Herrschaft (Bauer und Bäuerin) beschrieben.

In einer anderen Niederschrift „Von Visitennachmittagen, Rockenstuben und Schäberocken“ (Besuchsnachmittage, Spinnstuben und Flachsspinnen) beschreibt Ida Zschach das gesellige Leben auf dem Dorfe in ihrer Zeit als Magd.